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Der Hick war ein Witwer und hatte 5 Kinder. Er war so arm, dass er nicht einmal genug zu essen hatte für seine Kinder. So kam es oft vor, dass die Kinder nachts vor Hunger wimmerten. Das tat dem Hick sehr weh und eines Nachts sprang er auf, schlachtete seine einzige Kuh, kochte Würstchen und briet Fleisch. Dann weckte er die Kinder, lachte mit ihnen und ließ sie essen, bis sie alle plumps satt waren. Die Kuhhaut schabte er sauber. Dann sagte Hick zu seiner ältesten Tochter, er wolle nach Köln gehen, die Kuhhaut verkaufen und dann endlich mit genug Geld wieder zurück kommen. Sie solle derweil auf die Geschwister aufpassen.Dann wanderte Hick los, noch in der selben Nacht. Als es unterwegs zu regnen begann, hängte er sich die Kuhhaut als Schutz über und zwar so, dass die rote Fleischseite außen war. Das gefiel einem Raben, der flugs ankam, sich einige Fleischbröckchen aus der Haut zu pickten. Hick fasste vorsichtig nach den Beinen des Raben und schnappte ihn.
So erreichte er am späten Nachmittag mitsamt dem Raben Köln. Aber wie groß war die Enttäuschung. Nur ein paar Pfennige bekam unser Bäuerlein für die Haut. So kehrte er mit dem Raben in der Hand erst einmal in einer schenke ein, bestellte sich bei der Wirtin ein Glas Bier und wollte nachdenken. Die Wirtin war eine junge Frau und Hick merkte an ihrem Schäkern mit einem Gast, dass ihr Mann wohl nicht zu Hause sein konnte. Der fremde Gast saß in der Kammer neben der Gaststube. Dorthin trug die Wirtin nun allerlei Leckereien aus Küche und Keller. Hick merkte sich gut, was es war und wo sie es versteckte. Wenig später kam der Wirt zurück. Er guckte sich misstrauisch um. Seine Frau hatte den Fremden rasch unter der Treppe versteckt. " Was habt Ihr den da für einen Vogel ?". Der Wirt setzte sich zu Hick an den Tisch. Der hatte nun eine Idee. Ernst sagte er : " Oh, mein Rabe ist ein besonderes Tier, er kann wahrsagen!". "Wie? Wahrsagen?" rief der Wirt und platzte fast vor Neugier. Er zapfte schnell ein frisches Bier und legte Hick auch noch ein Geldstück dazu, damit dieser das Geheimnis lüfte. Hick schüttelte den Kopf. Da legte der Wirt noch zwei Geldstücke dazu. "Nun gut", nickte Hick und kniff den Raben in den Schwanz. "Krah", machte der Rabe vor Schreck. "Was hat er gesagt?" "Er sagt, in Eurer Kammer liegt eine Flasche Wein unter der Bettdecke".
Der Wirt sprang auf und schaute nach und tatsächlich : Der Rabe hatte Recht. "Ich will mehr wissen", sagte der Wirt mit rotem Kopf. Hick schüttelte den Kopf: "Wahrsagen strengt den Vogel an". Der Wirt kippte nun seinen Geldbeutel mitsamt einem blanken Goldstück aus. "Nun gut, sagte Hick und kniff den Raben wieder in den Schwanz. "Krah-Krah" - und Hick übersetzte, dass in der Kammer ein Schinken unter dem Bett läge. Der Wirt sah nach. Auch das stimmte. Jetzt brannte er regelrecht vor Neugier. "Der Vogel ist müde", sagte Hick und trank sein Bier aus. "Warte", rief der Wirt, lief zum Geldschrank und holte lauter Goldstücke. "Nein, es geht wirklich nicht", sagte der Hick und stand schon auf. "Bleib sitzen !" rief der Wirt, sauste erneut zum Schrank und häufte Goldstücke vor den armen Hick aus Lieberhausen.
Also kniff Hick den Vogel zum dritten Mal. "Krah-Krah-Krah"! "Und?" "Er sagt, unter der Treppe steht ein fremder Mann". Den holte der Wirt auch noch hervor und warf ihn mit passenden Worten vor die Tür. Nun wollte der wirt natürlich den Wahrsager besitzen. Nach kurzem Feilschen wechselte der Rabe für einen beachtlichen Beutel voller Geld den Besitzer und der Hick machte, dass er schnellstmöglich aus der Stadt kam.
In Lieberhausen sprach sich sein Reichtum schnell herum. Hick meinte dazu nur: "Tja, in Köln sind Kuhhäute rar, da zahlen die Kölner gerne eine Stange Geld". Flugs schlachteten alle Bauern ihre Kühe, um sich ebenfalls durch den Verkauf der Häute Reichtum zu erwerben.
Nun ja, als der Schwindel dann herauskam, packte man den armen Hick, steckte ihn in ein Fass und warf ihn in die Agger. Dann kehrten sie erst einmal ein, um den großen Durst zu löschen. Nun fing der Hick in seiner Todesangst an zu singen: "Ich sall to Köllen Bischop syn und häve keene Lust". Das hörte ein Schäfer, der seine Herde an der Uferwiese weidete. Er würde als Bischof schon gerne in Köln regieren.So angelte er den Hick aus Agger und Fass. Schnell schlug Hick ihm dann den Tausch vor. Er wollte ja nich Bischop syn,. Der Hirte nahm erfreut den Tausch an und schenkte dem Hick obendrein noch seine Herde.
Am nächsten Tag trauten die Lieberhäuser ihren Augen nicht. Wo kam der Hick her, den sie doch eigenhändig in die Agger gerollt hatten? Und woher hatte er die Schafherde? "Tja", lächelte der Hick, "auf dem Grund der Agger, da weiden unzählige Ziegen, Schafe und Böcke!" Zum Beweis trieb er seine Herde so nah an den Fluß, dass sie sich darin spiegelte. Die gierigen Bauern überzeugten sich also selbst, dass das wohl stimme. Da sagt Hick: "Am besten einer steigt ins Wasser. Wenn er die Herde greifen kann, hebt er zum Zeichen beide Hände hoch. Dann springt alle nach!" Da nun der Vorausgeschickte nicht schwimmen konnte streckte er in seiner Angst die Arme aus dem Wasser und winkte verzweifelt. Nun gab es für die anderen kein Halten und sie stürmten nach. Der Hick aber kehrte zu seinen Kindern zurück und lebte glücklich und zufrieden mit ihnen und hatte immer neue Ideen.
1935 wurde der “Hick” in das Wappen der damaligen Gemeinde Lieberhausen aufgenommen. Diese Geste zeigt, dass die Lieberhäuser ihren Urahnen verehrten und ihm damit ein Denkmal setzten.